Der Bibelraucher zu Besuch an der CSH
Es ist Freitag, der 25. Oktober 2019: Der letzte Schultag vor den Herbstferien liegt vor uns. Und damit auch ein ganz besonderes Ereignis: Wilhelm Buntz besucht uns heute an der CSH. Welch eine Ehre, dass uns solch ein bekannter Mensch einen Besuch abstattet! Bekannt geworden ist „Der Bibelraucher“ deutschlandweit durch das gleichnamige Buch, das im Jahr 2018 erschien und nun schon in der fünften Auflage publiziert wird. Und bekannt machen möchte uns Wilhelm an diesem Tag mit seiner Lebensgeschichte und vor allem mit der einen Person, die seine Geschichte völlig unerwartet verändert hat: Jesus Christus. Das begann damals, als er im Knast anfing, aus den dünnen Seiten einer Bibel Zigaretten zu drehen.
Wilhelm „Willie“ Buntz beginnt seinen Tag an der CSH mit dem Lehrergebet im Lehrerzimmer. In der zweiten Schulstunde versammeln sich dann gut 75 Schülerinnen und Schüler aus drei Klassen gespannt im Musiksaal, um seiner Lebensgeschichte zu lauschen. In der dritten, vierten und fünften Stunde hält er weitere Vorträge in der Sporthalle, einmal für die Klassen 5-7, einmal für die Klassen 8-10 und anschließend für die Grundschule. Auch in der 6. Stunde referiert Willie noch vor interessierten Schülern.
Der sympathische Rentner beginnt erst einmal damit, von seiner Kindheit und Schulzeit zu erzählen, die darin endet, dass er mit etwa 17 Jahren zum ersten Mal im Gefängnis landet. Der Grund dafür ist ein dramatischer Unfall, den er mit einem gestohlenen Auto provoziert und bei dem eine Person ums Leben kommt. Es ist mucksmäuschenstill im Saal – und das bei so vielen Kindern. Keine Frage: Willie Buntz hat die Ohren und die Herzen seiner Zuhörer schon nach ein paar Sätzen für sich gewonnen.
Daraufhin erzählt er, wie er zum „Bibelraucher“ wurde: „Tja, da saß ich nun in der Arrestzelle, in die man nichts mitnehmen durfte. Wie also konnte ich zu Zigaretten kommen? Da kam mir die zündende Idee: Ich ging zum Pfarrer und bat: ‚Herr Pfarrer, könnte ich bitte eine Bibel haben?‘ Ha, der Pfarrer war glücklich und dachte bestimmt, der Willie will sich ändern. Er gab mir eine kleine Gideon-Bibel. Doch ich rief: ‚Nee, nicht so eine, ich will die ganz große Bibel!‘ Er wusste ja nicht, was ich damit vorhatte.“ So beginnt Willie damit, jede einzelne Seite der Bibel herauszureißen, zu lesen und anschließend daraus Zigaretten zu drehen. Sechs Jahre lang im Alten Testament, dann geht es weiter im Neuen Testament. Er liest zwar alle Texte, doch möchte er nichts mit Gott zu tun haben. Erst als er beginnt, mit Gott ein Streitgespräch zu führen, verändert sich plötzlich sein Leben: „Ich hab‘ zu Gott gesagt: ‚Gott, du musst mich erst einmal besiegen – doch ich lass mich nicht besiegen. Gott, du musst mich erst einmal verändern – doch ich lass mich nicht verändern!‘“ Und auf einmal bemerken Mithäftlinge von ihm, dass er sich verändert. Ohne, dass Willie selbst es gemerkt hätte. Gott begegnet ihm in den Worten der Bibel, die Willie berühren und verändern und das Unmögliche möglich machen.
Auf die Frage, ob er denn einen Lieblingsbibelvers habe, antwortet Willie lächelnd: „Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“ (Jeremia 31,3). Und er ergänzt: „Ich setze immer meinen Namen vor jede Bibelstelle, weil Gott das als Brief gemeint hat und man bei einem Brief ja erst einmal den Namen nennt. Also heißt es für mich: ‚Willie, ich habe dich je und je geliebt.‘“
Das leuchtet ein. Und bewegt die Herzen der Kinder und der Lehrer, die anschließend beinahe nicht mehr aufhören können, Willie interessierte Fragen zu seinem Leben stellen. Eines ist gewiss: An diesen herzlichen, besonderen Besucher werden wir uns noch sehr lange erinnern. Was für ein unvergesslicher letzter Schultag vor den Herbstferien!
Sara Remund, Lehrerin